Diana! You can do it! Diana Ross, dirty Diana, Princess,Queen Diana! Diana,Diana,Diana,Diana- 6:37:57 lang DIANNNAAAAAA GOOOOO,GGOOOO GIRLLL!!!
Ehrlich gesagt, ich habe noch nie so oft in meinem Leben innerhalb so kurzer Zeit meinen Namen so oft gehört- laut schreiend gehört! Comrades- ein Lauffest, das jeder Läufer mindestens einmal erleben sollte. Mit etwa 20000 Läufern am Start und gefühlt 5fach mehr Zuschauer entlang 88km. Eine Wahnsinns Veranstaltung. Eine eigentlich sehr langweilige,aber doch schwierige Strecke auf den Straßen von Südafrika. Straßen, die von Menschenmassen belebt werden.
Und da war ich, am Start mit Tränen in den Augen – ich durfte ganz vorne starten- das erste Mal in meinem Leben im Elitefeld. Ich bin für Nedbank Running Club gelaufen. Wie ich zu dieser Möglichkeit gekommen bin?- Dank Holger Hedelt, meinen Freund, den ich beim Spartathlon kennengelernt habe. Der geschworen hat, dass ich mindestens einmal Comrades laufen sollte. Und der mich in Verbindung mit Nedbanking gebracht hat. Danke dir, lieber Holger, du bist der Größte.
Es macht keinem von uns Spaß mit Schmerzen zu laufen. Mit Schmerzen am Start zu stehen und nicht zu wissen wie es gehen wird, nimmt etwas die Vorfreude weg. Aber egal, ich bin da – auch wenn meine Reise nach Südafrika alles andere als angenehm war- inklusive dem Fakt, dass ich nur 9 Tage vor der Abreise verstanden habe, dass ich ein Visum benötige. Dann der Sturm in Wien, gefolgt vom Verpassen meines Fluges und einer Nacht am kalten Flughafen in Paris. Statt 24 Stunden brauchte ich 48 Stunden um endlich am Ziel anzukommen. Na ja, manchmal ist es einfacher (und schneller), einfach zu laufen, statt zu reisen
Ki-ke-ri-guuuuuu—Startschuss und Massen von Läufern stürmen nach Durban. Einem wahnsinnig schönen Sonnenaufgang entgegen. Der schönste Ausblick von den 88km die vor uns standen, da die Strecke selbst wirklich nicht sehenswert ist. Sie ist aber gefüllt von Tausenden (wirklich 10 Tausenden) Menschen, die dich einfach nach vorne tragen, die dich anfeuern. Es gibt keinen Meter auf dem Straßenrand, wo kein Mensch da ist.
Die ersten 20km geht es ziemlich viel bergauf, dann wieder bergauf, bergab und etwa ab Kilometer 50 meistens nur bergab. Schmerzhaft für die Meisten. Wer seine Beine beim Training bergab nicht kaputt gemacht hat, wird beim Down run ganz viel leiden müssen.
Schon nach den ersten 10-15km ist es mir klar, dass mein Ziel- in den Top 10 zu landen – sich heute auch nicht ausgehen könnte. Heuer ist ein sehr starkes Starterfeld dabei. Der Vorteil von ganz vorne zu starten- man sieht ca. wie viele „Gegnerinnen“ vor dir verschwunden sind. Ich laufe die ersten 35km wie im Autopilot und versuche nicht an meinen Schmerz zu denken (ca 3 Wochen vor dem Wettkampf habe ich Probleme mit Hüfte und Oberschenkel bekommen, jeder Schritt bergab stecht in der Hüfte ein). Ich bin trotzdem gestartet, weil ich weiss, dass diese keine „echte“ Verletzung ist,sondern ein Problem mit Faszienkette von Rücken bis zum Knie. Das Tempo, genauso wie mit meinem Trainer besprochen, ist kein Problem zu halten. Bergab muss ich mich nicht viel bremsen, da jeder Schritt sticht in der Hüfte. Ich mag nicht laufen wenn ich es nicht genießen kann. Soll ich aufhören? Keine Chance- DIANA, DIANA,YOU CAN DO IT! höre ich jede Sekunde. Frauen werden bei diesem Lauf besonders stark unterstützt und angefeuert. Meine Gedanken sind irgendwie gemischt, ich spüre keine Freude am Laufen und es scheint einfach falsch zu sein, trotzdem bin ich neugierig die Strecke zu sehen und die Menschen zu erleben. Schon vor dem ersten Marathon überhole ich mehr und mehr Männer, sehe aber keine Frauen vor mir. Ein paar habe ich dann eingeholt, dann aber wieder vor mir laufen lassen, da ich meine berühmte Klopausen wieder einhalten musste Der Fakt, dass jeden zweiten Kilometer bei den wirklich großartigen Verpflegungsstationen auch gegrillt wird und es stark nach Wurst riecht, hat mich auch nicht in den Himmel schießen können Na, ich muss schon sagen- so etwas habe ich noch nie erlebt- ich habe mich wie ein Star gefühlt- die Frauen haben getanzt, Kinder und Männer geschrien, die Musik war großartig. Wie in einem Film. Dies ist ein Lauf, wo dich die Unterstützer nicht aufgeben lassen. Sie bringen dich ins Ziel- egal wie es dir geht.
Km 60-65….es wird mir bewusst, dass ich weniger und weniger Zeit habe die anderen einzuholen. Ich schaue nach vorne- und sehe weit keine Frau vor mir. Nur Männer, die ich immer mehr und mehr überhole. Ich rechne die Zeit aus und obwohl ich genauso schnell laufe wie geplant wird sich kein Top 10 ausgehen. Ich laufe einfach blind weiter. Meine Oberschenkel fühlen sich auch schon ziemlich müde an, und ich weiß nicht ob ich jetzt lieber flach, bergab oder bergauf laufen möchte. Beim Bergauf bekomme ich Krämpfe in den Waden- da reagiere ich schnell ( gut gelernt vom Wings for Life) und die Salztabletten wirken gleich. Ich freue mich auf das Erlebnis im Stadion. Etwa 4-5km vor dem Ziel überhole ich noch Ann Ashworth, eine ehemalige Comrades Siegerin, aber das war es. Endlich laufe ich die berühmte Stelle wo es sehr stark nach Hühnerfarm riecht, dann kommen noch 30m steil bergauf und ich muss lachen- und das noch vor dem Ziel. Und dann der letzte Kilometer- wie im Traum – Menschen, Kameras, Ovationen, grünes Gras – und das Ziel. Geschafft. Oje, das war zu kurz, denke ich mir. Aber gleichzeitig auch froh, dass es vorbei ist. Massage, Bier, kalter Pool, Abendessen, Wein und Jägermeister. Was für ein Tag! Hierher muss ich zurück. Um so richtig den Lauf und die Atmosphäre genießen zu können. Und die Menschen in Südafrika sind einfach unschlagbar herzlich. Ich habe mich mit dem Land verliebt.