Ist mentale Stärke heute wichtiger als je zuvor, weil das Leben stressiger ist als früher? Besonders im Sport wird immer wieder betont, dass Erfolg Kopfsache sei. Sollte also jeder mental stark sein? Gedanken zu mentalem Training und mentaler Stärke …

 

Mentales Training ist die planmäßig wiederholte und bewusst durchgeführte Vorstellung einer Bewegung oder Handlung. Ausdauer, Durchhaltewille, Gleichmut, Resilienz, Entschlossenheit, Stehvermögen, innere Stärke, Disziplin – das sind einige Begriffe, die mentale Stärke gut beschreiben können. Eine mental starke Person kann ihre eigenen Gedanken ins Positive lenken. Die mentale Stärke entsteht durch den Einklang zwischen Sein und Handeln, zwischen Wunsch und Wirklichkeit, zwischen Wollen und Tun. Wer mental und emotional stark ist, kann sein Leistungsspektrum ungeachtet aller Widrigkeiten voll ausschöpfen.

  Ich lebe nach dem Motto, immer das Beste zu geben, meine Gedanken positiv zu halten. Den Zugang zu unserem Potenzial erschließen wir uns über die Art und Weise, wie wir mit uns selbst umgehen, wie wir die äußeren Umstände betrachten und wie wir uns Ziele setzen und sie dann verfolgen. Mit der realistischen Selbsteinschätzung, Einstellung, Motivation, den richtigen Visionen und Zielen bewegen wir uns dann auf unserem Weg in Richtung Erfolg. Und Erfolg bedeutet für jeden von uns etwas anderes.

  Mentales Training ist eigentlich eine einfache „Sache“. Es gibt verschiedene Wege, um im Kopf stark zu werden. Dieses Mal schauen wir uns vier Punkte an, die uns helfen, stark zu werden. Man kann sie die vier magischen „C“ nennen, wenn man sie ins Englische übersetzt.

 

„C“ NR. 1:

Confidence/Vertrauen: Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein sind Eigenschaften, die du pflegen solltest! An sich selbst glauben, auf alle Ressourcen und Stärken, die du hast, vertrauen, um dein Ziel zu erreichen. Selbstvertrauen sollte bei keinem fehlen. Das Leben ist hektisch, das Leben ist stressig und wenn es um uns selbst geht, denken wir immer wieder: Ich habe keine Zeit! Wer aber keine Zeit für sich selbst finden kann, macht etwas Falsches!

 

Sich selbst zu kennen und sich selbst und seinen Fähigkeiten zu vertrauen ist die Lösung für die meiste Problemen, wenn man beim Training nicht im Gleichgewicht ist. Durch die regelmäßige Beobachtung deiner Gedanken weißt du, was du denken oder tun musst, um dich bei fast allem besser zu fühlen. Lerne daher dich selbst kennen! Nimm dir Zeit für dich selbst, lege einen Termin mit dir selbst fest für die Selbst-reflexion und stelle dir Fragen wie:

 

Wo stehe ich gerade?

Welche Rückschläge, Misserfolge musste ich in der letzten Zeit einstecken?

Was habe ich daraus gelernt?

Was habe ich eigentlich schon alles erreicht?

Welche Erfolge habe ich feiern können?

Welche Stärken habe ich?

 

Nimm dir Zeit für dich selbst und überlege es dir in drei Schritten:

 

Schritt 1: Was ist beim Training gut gelaufen? Welche Bemühungen oder Strategien im Tagesablauf haben mir geholfen, mein Training besser zu absolvieren? Sei Aufmerksam in Bezug auf deine Handlungen. Warum hat etwas funktioniert und wie kann ich das in der Zukunft anwenden?

 

Schritt 2: Weitere Frage stellen: Worauf kann ich mich in der nächsten Woche fokussieren? Welche 2–3 Dinge kann ich verbessern? Zum Beispiel was die Kontrolle meiner Emotionen angeht. Der Erfolgsschlüssel dabei ist das WIE und nicht das WARUM: Frag dich also z. B.: Wie kann ich negative Gedanken in positive verwandeln, sollte es im Training passieren, dass ich mentale Probleme habe.

 

Schritt 3: Schreib das, was du dir vorgenommen hast, auf! Wer seine Gedanken aufschreibt, ist schon ein Gewinner, weil sie sich dann gleich viel fester in unserem Unterbewussten einnisten!

 

„C“ NR. 2:

Challenge/Herausforderung: Lerne aus deinen Erfahrungen, betrachte Aufgaben als Herausforderungen! Rückschläge bieten auch Chancen, um daraus zu lernen. Ich analysiere und lerne aus meinen gemachten Erfahrungen. Ein Wettkampf ist nicht gut gelaufen? Analysiere, stelle Fragen, was schiefgegangen ist. Wie kannst du das beim nächsten Mal vermeiden? Ich konzentriere mich auf Lösungen, hake negative Erlebnisse ab und blicke nach vorne auf die nächsten Herausforderungen. Jede Erfahrung macht uns reicher, jede Herausforderung macht uns stärker, egal ob wir unser Ziel erreichen oder nicht. Herausforderungen geben uns die Möglichkeit, besser zu werden. Jeder von uns, der bei einem Wettkampf am Start steht, will besser werden. Mit Herausforderungen motiviert man sich selbst, speziell wenn man sie auch aktiv sucht. Sei offen für Veränderungen. Wenn du dein Training anpassen musst (weil du z. B. im Moment viel Arbeit hast oder die Familie dich braucht), sieh es als deine Chance, stärker zurückzukommen, wenn du dann wieder mehr Zeit für deine Leidenschaft hast! Sei offen für Möglichkeiten – zum Beispiel, wenn du wegen der Arbeit in einer anderer Stadt oder in einem anderen Land bist und nicht laufen kannst, sondern z. B. nur Schwimmen möglich ist. Im Wasser kannst du übrigens nicht nur schwimmen, sondern auch laufen. Eine Abwechslung im Training schadet nie. Und letztendlich: Sei offen für Neues! Jede neue Erfahrung ist eine Herausforderung, die als eine Motivation für uns dienen kann – um uns zu verbessern, um uns zu ändern, um das Beste aus uns herauszuholen und ja, vielleicht auch um neue tolle Eigenschaften in uns zu entdecken. Dies siehst du natürlich am besten, bei deinem Termin mit der Selbstreflexion!

 

„C“ NR. 3

Commitment/Hingabe: Zielstrebig sein und sich Ziele setzen: Ich setze mir für mein sportliches Jahr klar definierte Ziele. Auf dem Weg dorthin liegen kleine Zwischenziele. Wer kein klares Ziel hat, tut sich schwer, ins Tun zu kommen. Unter Commitment versteht man das Ausmaß, in dem du deine Ziele zu setzen und daran festzuhalten bereit bist, und das Versprechen dafür auch hart zu arbeiten. Und dabei die Entschlossenheit nicht zu verlieren: Ich werde alles tun, um meine Versprechen zu halten und meine Ziele zu erreichen. Ich will dafür hart arbeiten. Wichtig dabei ist, sich realistische Ziele zu setzen, deren Erreichen dir auch Freude macht. Ohne Spaß, Leidenschaft und Freude wird es schwierig, ein Ziel zu erreichen. Alles, was du tust, solltest du für dich selbst tun. Wer zu seinem Ziel Commitment verspürt, wird auch die Konzentration und die Fähigkeit, Gewohnheiten zu etablieren stark entwickeln können. Und das bringt einen schließlich ans/ins Ziel.

 

„C“ NR. 4

Control/Kontrolle: Kontrolle und Commitment sind Resilienzteil der Definition von mentaler Stärke. Die Gewissheit, Einfluss und Kontrolle über sein Leben zu haben: Ich bin zutiefst überzeugt, dass ich alles schaffe, was ich mir vorgenommen habe. Mit Kontrolle steuert man sein Emotionsmanagement, trägt die Verantwortung über seine Gefühle und Emotionen und lässt sich weniger von Emotionen anderer ablenken.

 

Werde der Meister deiner Emotionen! Emotionen spielen eine Hauptrolle, wenn es darum geht, am Tag X deinen optimalen Zustand abrufen zu können!

 

Emotionale Kontrolle im Sport ist eine Schlüsseleigenschaft für den Erfolg. Schließlich haben unsere Emotionen einen starken Einfluss auf unsere Leistung. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, wann man aus dem seelischen und/oder körperlichen Gleichgewicht gekommen ist, um entsprechend darauf reagieren zu können. Sind der psychische sowie der emotionale und mentale Bereich im Gleichgewicht, kannst du flexibler und selbstbewusst auf Stresssituationen reagieren. Lerne daher deine inneren Mechanismen zu steuern und deine Einstellung positiv zu beeinflussen. Das kannst du mit kleinen Affirmationen (kurze, positive Sätze ohne Neigungen) wie „Ich schaffe es“, „Jetzt muss es klappen“. Mit Kontrolle deiner Gefühle kannst du auch die momentane Befindlichkeit wie zum Beispiel Stimmung und Müdigkeit steuern. Lass dein Umfeld dich nicht ablenken. Hierzu ist ein gutes Beispiel ein regnerischer Tag. Die meisten Sportler beschweren sich ständig, wenn das Wetter bei einem Wettkampf nicht passt. Bleib konzentriert – du hast auch bei Schlechtwetter sicherlich mehr als ein paar gute Trainingseinheiten absolviert. Heute ist dein Tag, unabhängig vom Wetter. Kontrolliere deine Emotionen, bleib bei dir und lass die Emotionen anderer (die bei Schlechtwetter meistens eher negativ sind) außerhalb deines „Territoriums“.

 

Hast du eine „Schwachstelle“ bei Wettkämpfen, die sich immer wiederholt (das kann Übelkeit sein oder beispielsweise Aufgeben nach 25 km oder so)? Dann arbeite schon im Vorfeld mit diesen Emotionen, übernimm die Kontrolle über sie und deinen Körper, lass Gedanken wie „Nicht schon wieder!“ weg! Stattdessen sage dir mit einem Lächeln: „Dieses Mal hab ich dich und nicht du mich.“ Sei schlau, kontrolliere deine Gedanken, denn sie haben eine starke Auswirkung auf deine Gefühle!

  Jede Emotion hat ihr eigenes Atemmuster. Oder anders gesagt: Je nach Atemmuster empfinden wir eine andere Emotion. Ich kann es dir nur ans Herz legen: Übernimm die Kontrolle deines Atems, wenn es gerade nicht gut läuft. Das hilft dir, die Kontrolle über deine Emotionen zu behalten. Wir sind, was wir denken. Unsere Gedanken lenken unseren Körper. Nur du hast die Kontrolle, deinen Körper zu lenken.